Seit letztem Frühjahr gehe ich jeden Morgen einmal barfuß raus.
Nicht nur bei schönem Wetter, nein: immer! Gut, ich gebe zu, bei – 20 Grad fällt meine Übung deutlich kürzer aus!
Aber ich gehe raus, egal, wie das Wetter ist. Ich ziehe meine Socken aus, freue mich schon auf die Ruhe draußen, den Boden und bin ganz gespannt, wie sich heute die Erde unter meinen Füßen anfühlen wird. Wie warm oder kalt? Feucht, nass oder trocken?
Ich schließe meine Augen und setze den ersten Fuß auf das Gras neben unserer Terrasse. Ganz genüsslich, das allererste Mal an diesem neuen Tag, mein erster ganz bewusster Schritt in diesen Tag.
Ich kann entscheiden, womit ich den Boden als erstes berühre. Mit meinen Zehen, der Ferse oder allem gleichzeitig?
Meist genieße ich es, mich ganz vorsichtig heranzutasten. Langsam ins Spüren zu kommen. Dann den anderen Fuß nachzuziehen: Zu spüren, wie es ist, wenn ich das Gewicht verlagere, wie es ist, nur auf einem Bein zu stehen. Wie der Unterschied sich anfühlt, ob ich auf dem rechten oder linken Fuß mein Gewicht habe… Zwischendurch stehen zu bleiben und auf beiden Füßen stehend innezuhalten.
Ich habe für mich entdeckt, dass diese tägliche Übung eine ganz wichtige und wertvolle Übung ist, mich mit mir, meiner Kraft und vor allem mit der Natur und der Erde zu verbinden.
Die Natur und ich: Es ist zu unserem morgendlichen Begrüßungsritual geworden.
Manchmal stelle ich mir vor, wie die Erde schon erwartungsvoll und gespannt ist, wann die Tür aufgeht und Anna Hupe wieder rauskommt. „Wie sie wohl drauf ist heute, wie sie ihre Füße auf mich setzen wird? Wie langsam oder schnell sie ihre Übung macht? Mit Leichtigkeit oder einer gewissen Schwere? Ob ihr Atem gleichmäßig geht oder sie unruhig ist…? Vielleicht schlecht geschlafen hat und noch ganz müde ist…, ob sie etwas umtreibt, aus dem Gleichgewicht gebracht hat? Dann werde ich ihr helfen, wieder zu sich zu finden! Ich werde mit meiner Kraft, meinem Gleichmut und meiner Ruhe und Tiefe ihr helfen, ihre Atemzüge wieder zu vertiefen, sich wieder zu spüren, zu fokussieren!“
Und ich habe gemerkt, dass dieses bewusste Lenken meiner Schritte für mich einen Unterschied für den Tag macht.
Ich bestimme meine Schritte, die ersten am Tag draußen, ganz bewusst. In meinem Tempo, in meiner Energie und mache mir damit bewusst, dass ich der Schöpfer meines Tages bin. Ich kann nicht nur über meine Schritte entscheiden, ich kann mich jederzeit entscheiden, wie ich auf Situationen reagieren möchte, wie ich meinen Kindern entgegentrete, meinen Mitmenschen – vor allem auch wie ich mich in Konflikten ausrichte. Auf das halbvolle oder das halbleere Glas in der Hand. Ob ich in die Wertung gehe oder einfach erst mal nur wahrnehme.
Ganz konkret draußen auf der Wiese zum Beispiel: „Ihhh! Ist das eklig! So nass und schlammig heute! Meine Füße werden dreckig!“ Oder ob ich mein inneres Kind an die Hand nehme und ihm sage: „Hei, heute haben wir die Chance, durch die Matsche zu laufen! Und es zu genießen, wie das Wasser zwischen den Zehen emporquillt und welches Geräusch das macht. Wie angenehm kühl das Wasser ist. Wie herrlich weich der Boden. So aufgeweicht, so nachgiebig, so offen…“ Und mein inneres Kind gluckst vor Glück! Und ich mit ihm.
Ich kann mit meinen Schritten eine Intention setzen für den Tag.
Vielleicht ist es ein liebevolles: „Ich bin gut, so wie ich bin“ oder ein aufmunterndes „Ich gehe meinen Weg aufrecht und voller Kraft!“ oder ein „Ich bin voller Liebe“ …
Mit jedem Schritt, den ich setze, kann ich mich tiefer mit dieser Intention verbinden. Mich immer tiefer in diese Intention versenken und ihr mein königliches Siegel aufdrücken. Als eine Verstärkung: Ja, so soll es sein!
Und ich gehe in das Gefühl, das mit dieser Intention verbunden ist. Verbinde mich mit der Erde und meiner Intention. Hole mir die Kraft der Erde dazu und nehme diese Kraft in mich auf. Und gehe mit meiner Intention auf der kraftvollen Erde, die mich trägt, bei jedem Wetter, über die Wiese, Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug, meine Intention vor mich hinmurmelnd, voller Dankbarkeit und gehe so in meinen Tag hinein.
Und das macht für mich einen Unterschied – für den ganzen Tag.
luonnontaika 🌿
Oh wie schön 😊 es freut mich sehr, dass ich dich dazu inspiriert habe. 🌿
Es war ein sehr bereicherndes Gefühl. Erst war es wie im Sommer, dann fing es an zu bitzeln dann bin ich ins Haus. Füsse sind jetzt gut durchblutet und warm. 😊❣
Liebe Susanne, danke für deine Rückmeldung und Nachfrage. Wie schön, dass du das Gefühl schon nach der Sauna kennst, auch im kalten Gras spazieren zu gehen. Ich mache kein Fußbad danach. Es ist eher so, dass wenn ich nach meiner Meditation in die Wärme des Hauses komme, die Füße sofort so stark durchblutet werden, dass ich sogar den ganzen Tag über weniger kalte Füße habe. Früher hatte ich Frostbeulen an den Zehen im Winter. Das habe ich seither nicht mehr. Also: nur Mut und erzähl mir gern, wie es für dich geklappt hat. 😊 Liebe Grüße von Anna 🌿
Wunderschöne Bilder💚
Ich gehe immer barfuß draußen spazieren nach einem Saunagang, aber morgens bei Kälte und Nässe barfuß raus habe ich mich noch nicht getraut....
Machst du danach ein warmes Fussbad?
Danke für deine Rückmeldung. 😊 Das stimmt, ich habe hier auf dem Land ganz andere Voraussetzungen. Dein Hinweis auf die Stadt bringt mich auf die Idee, eine Gehmeditation für die Stadt zu schreiben oder fürs Wohnzimmer. ✨ Ich nehme den Gedanken mit auf meine Liste. Mir fällt bestimmt was ein 😊