Es gab Zeiten in meinem Leben, da hatte ich das Gefühl, egal, wie viel ich schlafe: ich bin müde. Erschöpft, ausgelaugt. Manche Tage liefen besser, manche schlechter. Aber mein Energieniveau war nicht, wie ich es mir wünschte. Ich lebte vor allem von Wochenende zu Wochenende und fühlte mich dauergestresst.
Ein Wochenende zur Erholung viel zu kurz. Mein Eindruck wuchs: Ich lebte vor allem für meine Arbeit. Und die saugt mich aus. Obwohl ich sie unheimlich gern machte!
Noch während meiner Arbeitszeit ohne Kinder erkannte ich irgendwann, wie wunderbar wohltuend Morgensport für mich war. Eine Stunde früher aufstehen, 40 min Joggen, eine Runde durchs Tretbecken, duschen, fit und glücklich in den Tag. Oder Sonntags. Wie habe ich es genossen, morgens früh um 6.30 auf dem Rennrad zu sein und 70 km über die um die Zeit ganz einsamen Schwarzwaldstraßen zu fahren und danach den Rest des Tages glücklich und erfüllt die Sonne und einen langen Tag zu genießen!
Als Mutter jedoch musste ich neue Wege finden. Morgens früher aufstehen bei durchwachten Nächten, ein Graus! Nicht vorstellbar.
Aber wenn es sich ergab und die Kinder länger schliefen als ich selbst, da spürte ich wieder diese Magie am Morgen, wenn Stille mich umgab. Wenn ich erst mal bei mir und im Tag ankommen konnte. Ich spürte, wie anders ich dann war den ganzen Tag über. Ruhiger, ausbalancierter, bedachter, zufriedener, glücklicher. Und energiegeladener!
Da ich drei Frühaufsteherkinder habe musste ich irgendwann erkennen, dass ich mich entweder entscheide, auf diese Magie gänzlich zu verzichten oder in den sauren Apfel zu beißen und mich morgens ganz früh aus den Federn zu schwingen.
Ich probierte aus Bequemlichkeit zunächst Ersteres. Mit mäßigem Erfolg. Also eigentlich garkeinem. Meine Unzufriedenheit wuchs. Ich hatte das Gefühl, dem Tag hinterherzurennen, nur zu reagieren, immer ein Sekündchen zu spät zu sein statt selbst Akteur in meinem Leben.
Also biß ich in den Apfel und stellte mir den Wecker auf 5.30 Uhr! In der Früh! Puh! Hart!
Inzwischen steht mein Wecker immer öfter auf 5 Uhr und ich freue mich, noch mehr Zeit für mich zu haben am Morgen!
Was mir geholfen hat, dran zu bleiben und was genau ich tue, um so richtig Energie zu tanken am Morgen, das erfährst du nun in neun Schritten zusammengefasst.
Schau, was für dich passt und fühl dich frei, dir deine ganz eigene Morgenroutine zu entwickeln.
1. Tageslichtwecker für ein sanftes Hinübergleiten ins Erwachen
Ich lernte recht schnell, dass ein üblicher Wecker mich aggressiv macht. Mich ganz unglücklich aus dem Schlaf reisst und ich ihm nur allzu gern eins zurückgebe, indem ich einfach die Snoozetaste drücke oder ihn ausstelle und seinen Weckversuch ignoriere. War aber wenig zielführend. Also besorgte ich mir einen Lichtwecker, der den Sonnenaufgang simuliert und mich mit wahlweise Vogelgezwitscher oder einem sanften Gong weckt. Viel besser! Oft wache ich schon vor dem Gezwitscher von dem heller werdenden Licht auf.
2. Ankommen und motivieren für den neuen Tag
Ich springe nicht gleich aus dem Bett. Nein, ich nehme erst mal wahr. Meinen Körper, die Wärme unter der Bettdecke, die Geräusche um mich herum. Dieses wohlige Gefühl im Bett. Ich stelle mir vor, wie gut es tut, gleich meine Morgenroutine durchzuführen und vor allem, wie ich mich danach fühlen werde.
3. Kaltes Wasser
"Eine kalte Dusche ersetzt mindestens drei Stunden Schlaf", diesen schlauen Spruch vom coolen Tim aus TKKG hat mich schon als Kind beeindruckt und hat sich tief in mir eingebrannt. Nach einer spannenden, schlaflosen Nacht voller Abenteuer und Gefahren hat Tim also kalt geduscht. Ich tu es ihm nach. Und: Es ist ein absoluter Frische- und GuteLaune-Kick! Je kälter, desto besser! Hier in Finnland habe ich es lieben gelernt, wenn die Gelegenheit sich ergibt, dass ich direkt ins Meer oder den See gehe und eine kleine Runde schimme. Aufgewärmt von der Nacht eine wunderbare Erfrischung am Morgen. Herrlich! Glückshormone pur!
4. Raus an die frische Luft und bewegen
Ich gehe tatsächlich direkt eine Runde an die frische Luft, in den Garten. Direkt barfuß. Und spüre den Boden unter mir, schnupper die frische Luft und lausche den Geräuschen, bestaune, wie die Natur sich heute früh präsentiert. Und mache mir bewusst. Es ist mein Tag! Ich bin Gestalterin dieses Tages! Ich kann meine Schritte wählen! So laufe ich durch den Garten, verbinde mich mit mir und der Natur und bin dankbar. Dafür, dass ich entscheiden kann, dass ich diesen Garten habe, für meinen Körper, die Vögel, die Luft... All das und noch viel mehr mache ich mir bewusst und fülle mich mit Dankbarkeit und frischer Luft.
Und dann dehne ich mich! Strecke, räkel mich. Und gehe über in einen 10-minütigen Yogaflow! Ich liebe diese flows, bei denen Bewegung und Atem miteinander verbunden sind und der ganze Körper einmal durchbewegt wird.
Falls du keinen Garten hast oder in der Stadt wohnst: Öffne dein Fenster. Falls von draußen eher Straßenlärm als Vogelgezwitscher kommt, dann setz dir Kopfhörer auf und höre Vogelgezwitscher über Kopfhörer oder Meeresrauschen, das Plätschern eines Baches. So holst du dir die Natur in dein Wohnzimmer.
Inspirationen für eine Gehmediation im Garten findest du hier. Eine wunderbar energetisierende Atemübung hier.
5. Wasser trinken
Im Schlaf verlieren wir bis zu 2 l Wasser. Das müssen wir am Tag wieder auffüllen. Direkt am Morgen mit Wasser zu starten hilft dem Körper zu entgiften und neue Energie zu tanken. Ich wähle heißes Wasser, vielleicht noch mit einem Schuss Zitrone. Aber keinen Tee oder Kaffee zum Start. Ich mag es ganz natürlich, ganz pur. Der Kaffee kommt später.
Falls du doch gern mit einem Kaffee beginnen möchtest, dann lass dich doch hier inspirieren, wie du deinen Kaffee in deine Morgenroutine auf besondere Art und Weise integrieren kannst.
6. Stille
Stille ist für mich etwas ganz Wunderbares! Etwas, wo ich ganz leer werden kann, um mich dann im Laufe des Tages wieder mit all den Erlebnissen und Eindrücken füllen zu können ohne dabei über zu laufen. Dabei muss die Stille nicht Ruhe sein, sondern kann auch mit leiser Musik erfüllt sein. Mit sanften Worten. Ich sitze und lausche. Der Stille, meinem Atem, der Musik oder Meditation und öffne mich für den neuen Tag.
7. Inspiration
Ich nehme mir Zeit, 10 min zu lesen. In einem für mich inspirierendem Buch, einem Magazin oder einem Blog. Neue Gedankengänge machen auch meine Gedanken lebendiger, wagemutiger, wecken meine Kreativität. Lassen mich weiterdenken. Motivieren mich.
8. Tagebuch schreiben, Intention setzen für den Tag
Lange Zeit habe ich mir morgens eine Intuition für den Tag gesetzt, nur um am Ende des Tages zu merken, dass ich sie über den Tag hin völlig verloren habe. Nun nehme ich mir ein paar Minuten Zeit, meine Intention für den Tag auszuformulieren und schriftlich festzuhalten. Was wünsche ich mir heute? Leichigkeit? Woran erkenne ich am Ende des Tages, dass ich meiner Intention gefolgt bin? Was habe ich konkret dafür getan, wo anders gehandelt, entschieden, wahrgenommen? Und wie hat sich das angefühlt?
Das notiere ich mir. Und kann es abends dann noch mal durchlesen und reflektieren, wo es gut geklappt hat und was ich am nächsten Tag vielleicht noch anders machen kann. Ohne mich zu verurteilen. Nur wahrzunehmen, liebevoll und großzügig. Veränderungen gehen nicht im Handumdrehen. Und oft passieren im Laufe des Tages so viele Dinge, die wir nicht absehen konnten und die uns vielleicht schnell auf alte, bekannte Reaktionsmuster zurückgreifen ließen.
9. Die Morgenroutine beginnt schon am Abend
Ja, tatsächlich da hilft und motiviert! Ich habe ich gemerkt, dass es mir unglaublich viel bringt, meine Morgenroutine auch nach einer kurzen oder schlechten Nacht durchzuführen oder in Zeiten, wo eigentlich gefühlt für nichts Zeit ist und alles zu viel.
Ich stelle mir abends schon alles zurecht. Ich fülle den Wasserkocher, suche mir mein Glas aus und stelle es bereit, eine Kerze, Schaffell, Yogakissen, Stift, mein Buch. Falls ich schon weiß, welche Musik oder Meditation ich morgens hören möchte, wähle ich auch schon diese.
Falls ich statt Meditation lieber Joggen gehen oder Yoga machen will, dann lege ich mir die Sachen zurecht, die ich dafür brauche.
Damit signalisiere ich mir und meinem Körper: Ich mache das! Das schafft Verbindlichkeit und die Wahrscheinlichkeit, dass ich morgens mich doch lieber noch mal umdrehe und weiterschlafe ist somit geringer.
Im Bett selbst stelle ich mir vor dem Einschlafen noch einmal meinen Start in den Tag vor. Und verbinde mich wieder mit den Gefühlen, dem Plus an Energie, die ich gewinne durch die Routine. Und ich sage mir: Danke, dass ich jetzt hier in meinem Bett liegen und mich ausruhen kann. Ich werde leicht einschlafen, tief und fest schlafen und morgen früh frisch und munter aufwachen.
Statt wie so oft vorher zu denken: Oje, ich werde wieder müde sein. Ich bin schon wieder viel zu spät ins Bett gegangen. Ich wollte doch früher... Das wird hart um fünf aufstehen. Dann muss ich jetzt aber schnell einschlafen.
Merkst du, was es für einen Unterschied macht, wie ich mit mir rede? Worte, die wir zu uns selbst sprechen haben eine unglaubliche Kraft. Wenn wir sie noch mit Gefühlen und Bildern verknüpfen, dann werden sie umso stärker!
Ich möchte meine Morgenroutine nicht mehr missen und ich bereue es fast immer, wenn ich sie mal auslasse. Meine Kinder wissen inzwischen auch, wie wichtig sie mir ist und auch sie merken den Unterschied. Daher schleichen sie morgens auf leisen Sohlen ins Eßzimmer, schauen Bücher oder Puzzeln und warten geduldig, bis ich die Tür vom Wohnzimmer öffne und es ein herrliches Morgengerubbel für jeden von ihnen von mir gibt. Das ist ihre Morgenroutine.
Vielleicht hat dich dieser Artikel inspiriert und du willst es auch mal probieren mit einer Morgenroutine. Oder du hast schon eine und magst gern einige Impulse mit mir teilen. Ich freue mich über Anregungen, Rückmeldungen, Fragen... Und falls du loslegen möchtest: Ich motiviere und feuere an!
Schreib mir gern in den Kommentaren.
Deine Anna von luonnontaika
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